Das Weiterbildende Studium Psychologische Psychotherapie der Friedrich-Schiller-Universität Jena bietet sowohl eine dreijährige Vollzeitausbildung, als auch eine fünfjährige, berufsbegleitende Ausbildung in Psychologischer Psychotherapie an. Ziel des Weiterbildenden Studiums ist die Befähigung zur selbständigen und eigenverantwortlichen Durchführung von Psychotherapie in der Fachrichtung Verhaltenstherapie. Durch kleine, konstante Weiterbildungskurse mit etwa 15 Teilnehmenden wird eine optimale Lernumgebung geboten.
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Aufbau
Nach Ausbildungs- und Prüfungsverordnung pdf, 107 kbumfasst die Ausbildung insgesamt mindestens 4.200 Stunden in folgenden Bereichen: theoretische Ausbildung, Selbsterfahrung, praktische Tätigkeit, praktische Ausbildung, Supervision und „freie Spitze“. Alle genannten Ausbildungskomponenten werden im Rahmen des Weiterbildenden Studiums an der Universität Jena in Kooperation mit Einrichtungen in Thüringen und Umgebung angeboten.
Einen möglichen Zeitplan für das Absolvieren der Ausbildung in 3 Jahren finden Sie hierjpg, 63 kb, für die berufsbegleitende Ausbildung über 5 Jahre hier.jpg, 78 kb
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Theoretische Ausbildung
Es sind insgesamt 600 Ausbildungsstunden mit theoretisch-praktischem Inhalt zu besuchen. 200 Stunden dienen dem Erwerb allgemeiner Grundkenntnisse der Psychotherapie, 400 Stunden der vertieften Vermittlung psychotherapeutischer Kompetenzen im Verfahren Verhaltenstherapie. Die Lehrveranstaltungen vermitteln die Inhalte in Form von Seminaren mit starkem Übungs- und in Abhängigkeit vom Lehrinhalt interaktiven Charakter. Sie werden durch Videodemonstrationen sowie Rollenspiele unterstützt. Etwa ein Fünftel der theoretischen Lehrveranstaltungen erfolgt in Form von Kleingruppenarbeit.
Die Themen der Lehrveranstaltungen basieren auf der Ausbildungs- und Prüfungsordnung (Anlage 1 zu § 3 Abs. 1). Wir legen Wert auf eine moderne Verhaltenstherapie, welche lerntheoretische Ansätze (z.B. Exposition, Rollenspiele), kognitive Therapien (z.B. nach Beck, RET nach Ellis) und die Verfahren der Dritten Welle (Achtsamkeit & Akzeptanz, DBT, CBASP, Schematherapie) integriert. Die Entwicklung störungsübergreifender therapeutischer Kompetenzen, wie ressourcen- und emotionsfokussiertes Arbeiten, stehen dabei ebenso im Fokus, wie die Erlangung der Expertise zur Behandlung spezifischer Störungsbilder. Zudem deckt das Curriculum auch die wissenschaftlich anerkannten Verfahren tiefenpsychologisch fundierte PT, Psychoanalyse, Systemische Therapie sowie Gesprächspsychotherapie ab. Zusatzveranstaltungen (z.B. Metakognitive Therapie, Psychotherapie von Tinnitus) bieten die Möglichkeit, sich interessenbezogen weiterzubilden.
Das aktuelle Curriculum des WPP ist hier einzusehen: Curriculum zur theoretischen Ausbildungpdf, 88 kb
Die Lehrveranstaltungen finden in der Regel Freitag/Samstag 8:30Uhr – 17:15 Uhr, ca. 1-2x monatlich statt. In Abhängigkeit von der Thematik und der Verfügbarkeit der Dozierenden besteht jeder Wochenendkurs aus etwa 18 Unterrichtseinheiten. Die theoretische Ausbildung erstreckt sich über die ersten drei Jahre des weiterbildenden Studiums. Deutschlandweit akquirierte renommierte Lehrpersonen verfügen über eine hohe klinische Expertise, langjährige praktische Erfahrung und berücksichtigen gleichzeitig den aktuellen Forschungsstand.
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Selbsterfahrung
Die Selbsterfahrung umfasst mindestens 120 Stunden. Sie dient der Reflexion und ggf. Modifikation persönlicher Voraussetzungen für das therapeutische Erleben und Handeln unter Einbeziehung biographischer Aspekte sowie bedeutsame Aspekte des Erlebens und Handelns im Zusammenhang mit einer therapeutischen Beziehung und mit der persönlichen Entwicklung im Ausbildungsverlauf. Themen der Selbsterfahrung im WPP sind dabei v.a. Biografie, Selbstfürsorge und aktuelle Problematiken der Ausbildungsteilnehmenden. Die Selbsterfahrung im WPP findet in 2- bis 3-tägigen Veranstaltungen bei anerkannten Selbsterfahrungsleiter:innen statt, die über verschiedene Arbeitsstile verfügen (Verhaltenstherapie, emotionsfokussierte Techniken, systemische Betrachtung, usw.).
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Praktische Tätigkeit
Die Praktische Tätigkeit dient dem Erwerb von Kenntnissen und praktischen Erfahrungen in der Behandlung von psychiatrischen und psychosomatischen Störungen. Sie steht unter fachkundiger Anleitung und Aufsicht. Die Praktische Tätigkeit umfasst mindestens 1.800 Stunden und ist in Abschnitten von jeweils mindestens drei Monaten abzuleisten. Hiervon sind mindestens 1.200 Stunden an einer psychiatrisch-klinischen Einrichtung und mindestens 600 Stunden an einer Einrichtung der psychotherapeutischen oder psychosomatischen Versorgung zu erbringen. Das WPP verfügt über zahlreiche Kooperationen zu Fachkliniken in der Umgebung, in denen die Praktische Tätigkeit absolviert werden kann.
Vergütung der Praktischen Tätigkeit I ab September 2020 mind. 1000€ bei Vollzeit (= 26€/Woche)
Psychotherapeut:innen in Ausbildung (PiA) haben ab September 2020 einen Anspruch auf eine Vergütung von mindestens 1.000 Euro im Monat während des sogenannten „Psychiatriejahres“, wenn sie diesen Ausbildungsabschnitt in Vollzeitform absolvieren. Das ist ein Ergebnis des Psychotherapeutenausbildungsreformgesetzes, das am 1. September 2020 in Kraft tritt. Für viele PiAs stellt das eine deutliche finanzielle Verbesserung dar. Für Krankenhäuser entstehen hierdurch keine zusätzlichen Kosten. Die Krankenkassen müssen diese Mindestvergütung refinanzieren, unabhängig von dem tatsächlichen Entgelt, das die Kliniken zahlen. Mehr dazu finden Sie in der juristischen Stellungnahme der Bundespsychotherapeutenkammerpdf, 371 kb. Die Bundesregierung quantifiziert die Vollzeittätigkeit im Rahmen der der Praktischen Tätigkeit mit 26h/Woche, nähere finden Sie hierExterner Link unter Punkt 11. -
Praktische Ausbildung
Die Praktische Ausbildung findet im vertieften Verfahren Verhaltenstherapie statt und dient dem Erwerb sowie der Vertiefung von Kenntnissen und praktischen Kompetenzen bei der Behandlung von Patient:innen mit psychischen Störungen. Die Praktische Ausbildung umfasst die Durchführung von mind. 600 Behandlungsstunden mit mindestens sechs Patient*innenbehandlungen unter Supervision. Die Behandlungen werden in der Ausbildungsambulanz des WPP am Johannisfriedhof 3 durchgeführt.
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Supervision
Die mind. 600 Behandlungsstunden der praktischen Ausbildung sind unter Supervision mit mindestens 150 Supervisionsstunden durchzuführen. Dabei sind mind. 50 Stunden als Einzelsupervision zu absolvieren. Um unterschiedliche Erfahrungen und Stile des therapeutischen Vorgehens und der fachbezogenen Beratung kennen zu lernen, erfolgt die Supervision insgesamt bei wenigstens drei verschiedenen Supervisor:innen mit jeweils angemessener Stundenzahl.
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Freie Spitze
Nach Erbringen der Mindeststundenanzahl aus den vorhergehenden Ausbildungskomponenten verbleiben 930 Reststunden bis zum Erreichen des Ausbildungsziels von mind. 4200 Ausbildungsstunden. Diese sogenannte „freie Spitze“ dient der Vertiefung von Wissen und Fähigkeiten in bestimmten Bereichen des psychotherapeutischen Arbeitens, wodurch eine individuelle Schwerpunktsetzung innerhalb der Ausbildung erfolgen kann. Die anzuerkennenden Leistungen und die Art der erforderlichen Nachweise werden vom WPP festgelegt und umfassen z.B. Teilnahme an Workshops/Kongressen/etc., Überhang aus der Praktischen Tätigkeit und Ausbildung, Literaturstudium, Kleingruppenarbeiten (Methodentraining, Kollegiale Supervision), Vor- und Nachbereitung der Therapien der Praktischen Ausbildung, Forschungstätigkeiten im klinisch-psychologischen Bereich und Weiteres.